Bürgerforum Landkreis Annaberg e.V. - Ortsgruppe Crottendorf
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Nach ... gedacht

Prora et labora

Dieser Spruch ziert als eines der letzten Überbleibsel der DDR- Vergangenheit einen Koloss von Prora und erinnert damit an die unmenschliche Zwangsarbeit von Bausoldaten und Soldaten auf Rügen.

Sonst hat man dort das Rad der Geschichte zurückgedreht und die unvollendete Geschichte des Seebades Prora, die 1935 mit den Plänen des Nazi- Architekten Clemens Klotz begann und nur zum Rohbau kam, wieder aufgenommen um die Idee eines Urlaubsressorts für 20.000 Menschen "Kraft durch Freude" nach fast 80 Jahren doch zu vollenden.

Vergessen ist wieder einmal die Zeit, die uns berührte, vergessen sind über 100 Selbstmorde von einfachen Soldaten , vergessen ist die DDR, die wir so nicht gewollt haben,... Nach dem die Rote Armee Prora 1953 verlassen hatte, begann dort die Militarisierung der DDR: Aufbau der kasernierten Volkspolizei mit der Fertigstellung der Gebäude und später der NVA mit über 10.000 Soldaten im größten Regiment unseres Landes. Von dort wurden durch das Elite Luftsturmregiment 40 der Bau der Berliner Mauer, die Niederschlagung des Prager Frühlings und die Observierung "feindlicher Persönlichkeiten" organisiert.

Seit 1982 arbeiteten dort 500 Bausoldaten unter grausamen Bedingungen am Aufbau des Fährhafens Mukran mit, der neuen Verbindung mit seinen wichtigen Breitspurgleisen nach Klaipeda. Aus dieser Zeit berichtete Dr. Stefan Wolter in seiner Lesung am 13. November vor oft weit gereisten Zuhörern innerhalb der Friedensdekade der EMK Friedenskirche Crottendorf in unserer Bücherei. Mit 3 Büchern, erschienen im Projekte-Verlag Cornelsen, hat er die unbequeme Wahrheit über die wirklichen Erbauer von Prora festgehalten und gegen alle Widerstände einer angeblich unpolitischen Tourismusbranche auf Rügen bewahrt. Ziel sollte es sein mit einem Dokumentationszentrum die gesamte Geschichte der 4.5 km langen Häuserblöcke zu betrachten und mit jungen Leuten ins Gespräch zu kommen um eine erneute Militarisierung in Deutschland, die sich durch die Ausbreitung der Bundeswehr an unseren Schulen und einem unkontrollierten Rüstungsexport schleichend entwickelt, in den Anfängen zu wehren.

Davon geblieben sind nur einige Tafeln die von dieser unbeliebten Zeit erzählen und uns aufmerksam machen auf die Diktatur des Militärs. Wie schon damals von Bausoldaten praktiziert, wurde die gewaltfreie Kraft der Kerzen zum Symbol für einen friedlichen Widerstand , der den Koloss von Prora zerbröckeln lies und unser Land verändert und befreit hat. Aufmerksam gilt es diese Freiheit gemeinsam zu bewahren und neu einzufordern.



"…Die Türen gingen auf, und nach und nach, teils zögernd, teils festen Schrittes traten alle Bausoldaten auf den Gang, um in stiller Andacht dort zu verharren. Einige hielten brennende Kerzen in den Händen, andere beteten still. Ja sie waren eine Gemeinschaft…" Bausoldat Uwe Rühle nach dem Tod eines Spatensoldaten im Tagebuch 1983www.denk-mal-prora.de



Andreas Demmler

Crottendorf, 10. September 2013